Autistischer Meltdown/au-TIS-ti-scher MELT-daun/

Ein unwillkürlicher Zustand überwältigender Belastung, in dem eine autistische Person vorübergehend die Fähigkeit zur Selbstregulation verliert – oft mit Weinen, Rufen, Hin- und Hergehen oder anderen intensiven Verhaltensweisen.

Andy das Eichhörnchen, Maskottchen für NDlexicon

Andy sagt:

Wenn die Welt zu laut, zu hell oder zu fordernd wird, fühlt sich das Gehirn wie eine geschüttelte Limonade an. Ein Meltdown ist der Moment, in dem der Druck entweicht. Es ist nicht absichtlich und keine Trotzreaktion.

Aktualisiert 2025-08-17
Quellen: Community Contributors
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Detaillierte Erklärung

Ein Meltdown ist eine Schutzreaktion auf Überlastung (sensorisch, sozial, kognitiv oder emotional). Anders als ein Wutanfall (Zielverhalten, um etwas zu erreichen) ist ein Meltdown weder manipulativ noch kontrolliert. Auslöser sind u.a. sensorische Überreizung (Geräusche, Licht, Texturen), Unvorhersehbarkeit, kumuliertes Maskieren, Veränderungen im Alltag oder plötzliche Anforderungen bei geringer Energie. Zur Erholung braucht es Sicherheit, Zeit und weniger Reize – nicht Strafe oder Belehrung.

Community-Kontext

In autistischen Communities gilt der Meltdown als Signal für unerfüllte Bedürfnisse oder zu hohe Anforderungen. Unterstützung richtet sich auf Co-Regulation und zugängliche Umgebungen statt auf Unterdrückung. Familien, Schulen und Arbeitsplätze, die neuroaffirmativ reagieren, berichten von weniger Vorfällen und schnellerer Erholung.

Kurz-Tipps

  • Reize schnell reduzieren (Licht, Lärm); wenn möglich in einen ruhigeren Raum gehen
  • Ruhige Präsenz; wenige Worte; Optionen statt Befehle
  • Grounding-Hilfen (Wasser, Gewichtsartikel, Fidget) wenn gewünscht

Do / Don't

  • Do: leise sprechen; Zeit geben; Sicherheit wahren; Stimming erlauben
  • Do: Bedürfnisse anerkennen; später kurz nachbesprechen (im regulierten Zustand)
  • Don't: bestrafen, diskutieren, bedrängen; keine Fixierung außer bei unmittelbarer Gefahr
  • Don't: keinen Blickkontakt/Erklärungen einfordern

Meltdown vs. Shutdown auf einen Blick

  • Grundmuster: Meltdown = nach außen entladen; Shutdown = nach innen zurückziehen
  • Typische Zeichen: Meltdown = Weinen/Rufen/starke Bewegung; Shutdown = sehr still, wenig Bewegung
  • Kommunikation: Meltdown = laut/ungeradlinig möglich; Shutdown = Sprache kann aussetzen (Text/UK)
  • Bewegung: Meltdown = Umhergehen/Flucht möglich; Shutdown = Erstarren/Verlangsamung häufig
  • Support-Priorität: Meltdown = Reize reduzieren + Sicherheit; Shutdown = Anforderungen reduzieren + Stille zulassen

Erste Hilfe: Kurzfassung

  • Meltdown: Reizreduktion; ruhige Präsenz; kurze Optionen; Sicherheit schützen; später sanft nachbesprechen
  • Shutdown: Alle Anforderungen pausieren; ruhiger/abgedunkelter Ort; nicht-sprachliche Kommunikation; Grundbedürfnisse; Zeit geben

Wissenschaftlicher Kontext

Meltdowns stehen mit erhöhter Stress- und Erregungsantwort (autonomes Nervensystem) in Zusammenhang. Forschung zu sensorischer Verarbeitung, Exekutivlast und Monotropismus liefert Erklärungsrahmen für Überlastung und Erholung. Neuroaffirmative Unterstützung (Vorhersagbarkeit, sensorische Regulation, Autonomie) geht mit besseren Outcomes einher.

Sprachliche Hinweise

Community-Sprache unterscheidet „Meltdown“ klar von „Wutanfall/Trotz“. Verwandter Begriff: Shutdown (leiser, nach innen gerichtet). Viele autistische Erwachsene bevorzugen neutrale, nicht-pathologisierende Beschreibungen.

Verwandte Begriffe

Quellen

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