Autistischer Shutdown/au-TIS-ti-scher SHUT-daun/
Eine unwillkürliche Reaktion auf Überlastung, bei der eine autistische Person sehr still oder nicht ansprechbar wird und sich zurückzieht, um Reize zu reduzieren.

Andy sagt:
Stell dir vor, dein Gehirn schaltet in den „Energiesparmodus“, um dich zu schützen. Du bist noch da, aber Sprechen oder Bewegung können sich vorübergehend unmöglich anfühlen.
Detaillierte Erklärung
Ein Shutdown ist eine Schutzreaktion auf Überlastung (sensorisch, sozial, kognitiv, emotional). Im Unterschied zum nach außen sichtbaren Meltdown ist der Shutdown nach innen gerichtet: Sprache kann aussetzen (situativer Mutismus), Blickkontakt nimmt ab, Bewegung verlangsamt sich oder friert ein; Betroffene suchen Dunkelheit/Ruhe oder eine schützende Haltung. Es ist weder Unhöflichkeit noch Vermeidung – das Nervensystem fährt herunter, um sich zu erholen.
Community-Kontext
In autistischen Communities werden Shutdowns als ebenso relevant wie Meltdowns verstanden. Unterstützung fokussiert auf Sicherheit, Ruhe und die Ermöglichung nicht-sprachlicher Kommunikation (Text, UK, Gesten). Autonomie und Zustimmung stehen im Mittelpunkt.
Akute Unterstützung:
- Anforderungen und Reize reduzieren; ruhiger, abgedunkelter Ort
- Einfache Entscheidungen anbieten (Daumen hoch/runter, Ja/Nein-Karten) und Zeit lassen
- Nicht-sprachliche Kommunikation erlauben (Text, Unterstützte Kommunikation); kein Zwang zu Sprache oder Blickkontakt
- Körperliche Bedürfnisse (Wasser, Wärme) absichern; ruhige Präsenz, wenn erwünscht
Do / Don't
- Do: alle Anforderungen pausieren, Reize reduzieren, Zeit und Raum geben
- Do: Text/UK erlauben; sanft nach Grundbedürfnissen schauen
- Don't: zu Sprache/Blickkontakt drängen; nicht bedrängen oder hetzen
Prävention & Umgebung:
- Vorhersagbarkeit, frühzeitige Ankündigungen, Erholungsfenster zwischen Anforderungen
- Stimming und Bewegungspausen ermutigen; Maskierungsdruck reduzieren
- Reizarme Zonen und klare Ausstiegsoptionen aus überfordernden Situationen
Für Schule und Arbeitsplatz:
- Ruhe-Pässe, Kamera-aus, schriftliche Anweisungen, flexible Teilnahme
- Vertrauensperson benennen; subtile Signale vereinbaren, um zu pausieren/zu gehen
- Nachbesprechung in reguliertem Zustand; Trigger und hilfreiche Supports dokumentieren
Mythen vs. Fakten:
- Mythos: „Shutdowns sind Ignorieren.“
- Fakt: Es handelt sich um unwillkürliche Überlastungsreaktionen; Initiation von Bewegung und Sprache kann vorübergehend beeinträchtigt sein.
- Mythos: „Einfach durchhalten.“
- Fakt: Druck verlängert Shutdowns; Ruhe und Reizreduktion verkürzen die Erholung.
Shutdown vs. Meltdown auf einen Blick
- Grundmuster: Shutdown = nach innen zurückziehen; Meltdown = nach außen entladen
- Typische Zeichen: Shutdown = sehr still/wenig Bewegung; Meltdown = Weinen/Rufen/starke Bewegung
- Kommunikation: Shutdown = Sprache kann aussetzen (Text/UK); Meltdown = laut/ungeradlinig möglich
- Bewegung: Shutdown = Erstarren/Verlangsamung; Meltdown = Umhergehen/Flucht möglich
- Support-Priorität: Shutdown = Anforderungen reduzieren + Stille zulassen; Meltdown = Reize reduzieren + Sicherheit
Erste Hilfe: Kurzfassung
- Shutdown: Anforderungen pausieren; ruhiger/abgedunkelter Ort; nicht-sprachliche Kommunikation; Grundbedürfnisse; Zeit geben
- Meltdown: Reizreduktion; ruhige Präsenz; kurze Optionen; Sicherheit; später sanft nachbesprechen
Wissenschaftlicher Kontext
Shutdowns spiegeln hohe Erregung mit konservativen Reaktionen wider – weniger äußeres Verhalten zur Bewältigung innerer Last. Forschung zu sensorischer Verarbeitung, autonomer Regulation und Exekutivfunktionen stützt umgebungs- und autonomiefördernde Anpassungen.
Sprachliche Hinweise
Shutdowns unterscheiden sich von Meltdowns (eher nach außen gerichtet) und von Depression (langfristige Stimmungslage). Verwandt: selektiver/situativer Mutismus, autistische Trägheit (Inertia).
Verwandte Begriffe
Autistischer Meltdown
Ein unwillkürlicher Zustand überwältigender Belastung, in dem eine autistische Person vorübergehend die Fähigkeit zur Selbstregulation verliert – oft mit Weinen, Rufen, Hin- und Hergehen oder anderen intensiven Verhaltensweisen.
Sensorische Verarbeitungsstörung
Ein Zustand, bei dem das Gehirn Schwierigkeiten hat, Informationen zu empfangen und darauf zu reagieren, die über die Sinne kommen.
Maskieren
Bewusstes oder unbewusstes Verbergen der eigenen neurodivergenten Eigenschaften, um sich an neurotypische Erwartungen anzupassen.
Stimming
Wiederholte Körperbewegungen oder Geräusche, die helfen, sensorische Eindrücke und Emotionen zu regulieren.
Neuroaffirmativ
Räume, Praktiken und Haltungen schaffen, die neurodivergente Menschen so akzeptieren und unterstützen, wie sie sind – statt sie zu verändern, zu „reparieren“ oder Unterschiede zu verbergen.
Co‑Regulation
Unterstützung des Nervensystems durch gemeinsame Signale: Präsenz, Tonfall, Atmung, Umfeld.
Quellen
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