Maskieren/mas-KIE-ren/

Bewusstes oder unbewusstes Verbergen der eigenen neurodivergenten Eigenschaften, um sich an neurotypische Erwartungen anzupassen.

Andy das Eichhörnchen, Maskottchen für NDlexicon

Andy sagt:

Stell dir vor, du müsstest den ganzen Tag ein wirklich unbequemes Kostüm tragen, nur damit die Leute dich normal behandeln. So kann sich Maskieren anfühlen. Es ist erschöpfend!

Aktualisiert 2025-08-17
Quellen: Dr. Michelle Mowery, Casey Williams
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Detaillierte Erklärung

Maskieren, auch Camouflaging genannt, beinhaltet das bewusste oder unbewusste Unterdrücken natürlicher neurodivergenter Eigenschaften und Verhaltensweisen, um sich an neurotypische soziale Erwartungen anzupassen. Dies kann das Erzwingen von Augenkontakt, das Unterdrücken von Stimming, das Kopieren des Sozialverhaltens anderer oder das Entwickeln von Skripten für soziale Interaktionen umfassen. Während Maskieren neurodivergenten Menschen helfen kann, soziale Situationen zu navigieren, geht es oft mit erheblichen psychologischen und physischen Kosten einher.

Community-Kontext

Viele neurodivergente Menschen, besonders Frauen und Mädchen, lernen schon früh zu maskieren als Überlebensstrategie. Die neurodivergente Community im deutschsprachigen Raum erkennt Maskieren zunehmend sowohl als notwendige Fähigkeit zur Navigation in einer nicht-akkommodierenden Welt als auch als Quelle erheblichen Stresses und Burnouts an. Es gibt wachsende Befürwortung für die Schaffung von Umgebungen, in denen Maskieren unnötig ist.

Kosten und Nutzen

  • Mögliche kurzfristige Vorteile: Sicherheit, weniger Stigma, einfachere Navigation starrer Settings
  • Kosten: Erschöpfung, Angst/Depression, Identitätsverunsicherung, verspätete Diagnosen, autistischer Burnout

Sicheres Unmasking

  • Kontexte und Personen wählen, bei denen Sicherheit und Akzeptanz wahrscheinlich sind
  • Mikro-Unmasking üben: natürliche Stims zulassen, erzwungenen Blickkontakt reduzieren, angenehme Kommunikationsstile nutzen
  • Offenlegung nach Zustimmung und auf eigenen Bedingungen; hilfreiche Skripte vorbereiten
  • Unterstützende Kreise aufbauen (Peers, Allies) und Exit-Strategien für unsichere Situationen bereithalten

Für Schule und Arbeitsplatz

  • Nachteilsausgleich normalisieren: kein Zwang zu Blickkontakt; Stimming und Hilfsmittel (Fidgets, Sonnenbrillen, Kopfhörer) sind okay
  • Regeln formulieren, die Inhalte höher bewerten als performativen Blickkontakt oder Tonfall
  • Ruhige Räume, flexible Teilnahmeformen und verlässliche Routinen bereitstellen
  • Schulungen zu neuro-affirmativen Praktiken anbieten

Mythen vs. Fakten

  • Mythos: "Maskieren ist Lügen."
    • Fakt: Maskieren ist eine Überlebensstrategie in nicht-akkommodierenden Umgebungen.
  • Mythos: "Alle maskieren gleich."
    • Fakt: Maskieren variiert je nach Person, Kultur und Kontext.
  • Mythos: "Hör einfach auf zu maskieren."
    • Fakt: Unmasking muss mit Sicherheit, Machtverhältnissen und Zustimmung abgewogen werden.

Kurz-Tipps

  • Energie nach sozialen Situationen beobachten, um starke Maskier-Kontexte zu erkennen
  • Mikro-Unmasking in sicheren Räumen üben (natürliche Stims, angenehmer Blickkontakt)
  • Sätze vorbereiten, um Smalltalk zu verlassen oder den Kanal zu wechseln (Text/E-Mail)
  • Unterstützendes Umfeld aufbauen, das deinen Stil akzeptiert

Do / Don't

  • Do: Unmasking sicherheitsorientiert gestalten; Grenzen für hochfordernde Zeiten setzen
  • Do: Skripte und Hilfsmittel (Sonnenbrille, Kopfhörer) selbstverständlich nutzen
  • Don't: Blickkontakt erzwingen oder Regulation unterdrücken, um „zu passen“
  • Don't: Annehmen, dass alle von denselben sozialen Normen profitieren

Beispiel-Skripte

  • "Ich folge besser, wenn Kamera optional ist."
  • "Ich höre zu; Blickkontakt nutze ich beim Konzentrieren weniger."
  • "Für Details ist Text für mich am besten – können wir das schriftlich festhalten?"

Wissenschaftlicher Kontext

Forschung zeigt, dass Maskieren mit erhöhten Raten von Angst, Depression und Burnout in neurodivergenten Populationen verbunden ist. Studien zeigen, dass die kognitive Belastung durch ständiges Maskieren erschöpfend sein kann und zu verzögerter Diagnose beitragen kann, besonders bei Mädchen und Frauen.

Sprachliche Hinweise

Auch als "Camouflaging" in der akademischen Literatur bezeichnet. Im Deutschen wird oft "Maskieren" oder "Tarnen" verwendet. Manche bevorzugen den Begriff "Kompensieren", um die adaptive Natur dieser Verhaltensweisen zu betonen.

Verwandte Begriffe

Quellen

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