Neuroaffirmativ/noi-ro-af-fir-ma-TIV/

Räume, Praktiken und Haltungen schaffen, die neurodivergente Menschen so akzeptieren und unterstützen, wie sie sind – statt sie zu verändern, zu „reparieren“ oder Unterschiede zu verbergen.

Andy das Eichhörnchen, Maskottchen für NDlexicon

Andy sagt:

Stell dir einen Garten mit vielen Pflanzen vor: Du passt Licht und Wasser so an, dass jede Pflanze gedeihen kann – statt zu erwarten, dass alle wie ein Kaktus funktionieren.

Aktualisiert 2025-08-17
Quellen: Community Contributors
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Detaillierte Erklärung

Neuroaffirmativ bedeutet, Neurodivergenz als natürliche Form menschlicher Vielfalt zu betrachten – nicht als Defizit. Im Gegensatz dazu stehen „normalisierende“ Ansätze, die Menschen dazu drängen, neurotypisch zu wirken, oft durch Maskieren oder das Unterdrücken von Bedürfnissen. Neuroaffirmative Praxis stellt Würde, Zustimmung und Barrierefreiheit in den Mittelpunkt.

Typische Elemente:

  • Stärkenorientierte Sprache (z.B. „anderer Lernstil“ statt „Defizit“)
  • Stimming, Fidgeting oder Bewegungspausen in Schule und Arbeit erlauben
  • Flexible Kommunikationswege (mündlich, schriftlich, AAC, visuell)
  • Den Erfahrungsberichten neurodivergenter Menschen zuhören
  • Nachteilsausgleich/Accommodations ohne Stigma anbieten

Der Begriff ist besonders verbreitet in Bildung, Therapie, Coaching und inklusiver Arbeitswelt.

Community-Kontext

In neurodivergenten Communities im deutschsprachigen Raum steht „neuroaffirmativ“ im Einklang mit dem Neurodiversitäts-Paradigma und den Rechten behinderter Menschen. Es verknüpft sich mit verwandten Konzepten wie Maskieren (Druck zum Tarnen reduzieren), Stimming (Selbstregulation zulassen), exekutiver Dysfunktion (Anfang/Planung stützen) und sensorischen Besonderheiten (Umgebungen anpassen). Viele berichten über mehr Wohlbefinden und weniger autistischen Burnout in affirmativen Umgebungen.

Kurz-Tipps

  • Optionen standardmäßig anbieten (schriftlich + mündlich; Kamera optional; Ruheraum)
  • Nachteilsausgleich in Richtlinien verankern statt auf Einzelbitten zu warten
  • Klein starten: eine sensorische, eine zeitliche, eine informationsbezogene Anpassung

Do / Don't

  • Do: gemeinsam entwickeln; Vereinbarungen dokumentieren; Wirksamkeit prüfen
  • Do: Hilfsmittel als Standardoption anbieten (Timer, Kopfhörer, Sonnenbrille, UK)
  • Don't: Offenlegung verlangen, um Basis‑Optionen zu erhalten
  • Don't: Supports als „Gefallen“ behandeln oder als „Test“ wieder entziehen

Wissenschaftlicher Kontext

„Neuroaffirmativ“ ist ein Rahmen, keine Diagnose. Er stimmt mit Forschung zu Exekutivfunktionen‑Supports, sensorischer Zugänglichkeit und autonomie‑fördernden Praktiken überein. Evidenz zeigt, dass Accommodations und stärkenbasierte Ansätze Lernen, Arbeitsleistung und psychische Gesundheit verbessern.

Sprachliche Hinweise

Auch „neuro-affirmativ“; verwandt mit „neurodiversitäts-affirmativ“.

Verwandte Begriffe

Quellen

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