Stimming/STIM-ming/
Wiederholte Körperbewegungen oder Geräusche, die helfen, sensorische Eindrücke und Emotionen zu regulieren.

Andy sagt:
Wippst du manchmal mit dem Bein, wenn du unruhig bist, oder tippst mit den Fingern, wenn du nachdenkst? Das ist eine Art Stim! Es ist eine natürliche Art, wie unser Körper unserem Gehirn hilft, sich ausgeglichen zu fühlen.
Detaillierte Erklärung
Stimming, kurz für selbststimulierendes Verhalten, bezieht sich auf sich wiederholende Bewegungen, Geräusche oder Aktivitäten, die regulatorische Funktionen erfüllen. Häufige Beispiele sind Händeflattern, Schaukeln, Drehen, Zappeln, Vokalgeräusche oder wiederholtes Berühren von Texturen. Stimming hilft neurodivergenten Menschen, sensorische Überlastung zu bewältigen, Emotionen auszudrücken, den Fokus aufrechtzuerhalten oder einfach, weil es sich gut anfühlt. Es ist ein natürliches und gesundes Verhalten, das wichtige neurologische Funktionen erfüllt.
Community-Kontext
Die neurodivergente Community im deutschsprachigen Raum setzt sich für die Akzeptanz von Stimming als natürliches Verhalten ein, anstatt etwas, das unterdrückt werden sollte. Es wächst die Erkenntnis, dass das Unterdrücken von Stimming schädlich sein kann und dass das Bereitstellen angemessener Alternativen (Fidget-Tools, Bewegungspausen) vorteilhafter ist als die Eliminierung.
Sicherheit und Akzeptanz
- Harmloses Stimming akzeptieren und schützen (Händeflattern, Schaukeln, Tippen)
- Für potenziell riskantes Stimming sichere Alternativen anbieten (Chewelry statt harter Gegenstände, weiche Objekte statt Hautknibbeln)
- Bewegungs- und Sinnespausen proaktiv ermöglichen
- Zustimmung beim Berühren von Stims/Hilfsmitteln beachten
In Schule, Öffentlichkeit und Arbeit
- Schule: fidget-freundliche Regeln, Bewegungs-Pässe, ruhige Ecken
- Öffentlichkeit: Hinweise, die Sinnes-Hilfsmittel willkommen heißen; Zeiten mit reduzierten Reizen
- Arbeitsplatz: Normen, die Stimming in Meetings erlauben; Ruheräume; Kamera-aus-Optionen
Mythen vs. Fakten
- Mythos: "Stimming sollte abgestellt werden."
- Fakt: Stimming reguliert das Nervensystem und unterstützt Funktionsfähigkeit; Unterdrückung erhöht oft Stress.
- Mythos: "Stimming stört immer."
- Fakt: Die meisten Stims sind leise/harmlos; Anpassungen können Störungen minimieren und gleichzeitig Regulation erhalten.
Wissenschaftlicher Kontext
Forschung zeigt, dass Stimming wichtige regulatorische Funktionen erfüllt und dass das Unterdrücken dieser Verhaltensweisen Stress erhöhen und die Funktionsfähigkeit verringern kann. Studien zeigen, dass das Zulassen angemessenen Stimmings den Fokus verbessern, Angst reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden bei neurodivergenten Personen steigern kann.
Sprachliche Hinweise
Der Begriff "Stimming" wird auch im Deutschen verwendet und klinischen Begriffen wie "Stereotypie" oder "selbststimulierendes Verhalten" vorgezogen, da er keine pathologischen Konnotationen hat. Manchmal wird auch "Stimmen" als eingedeutschte Version verwendet.
Verwandte Begriffe
Neuroaffirmativ
Räume, Praktiken und Haltungen schaffen, die neurodivergente Menschen so akzeptieren und unterstützen, wie sie sind – statt sie zu verändern, zu „reparieren“ oder Unterschiede zu verbergen.
Autistischer Meltdown
Ein unwillkürlicher Zustand überwältigender Belastung, in dem eine autistische Person vorübergehend die Fähigkeit zur Selbstregulation verliert – oft mit Weinen, Rufen, Hin- und Hergehen oder anderen intensiven Verhaltensweisen.
Sensorischer „Diät“-Plan (Sensorik-Plan)
Geplanter Satz an Aktivitäten und Reizen, der das Nervensystem tagsüber passend versorgt.
Quellen
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