Zweifach außergewöhnlich (2e)/TSVAI-fach AU-ser-ge-vöhn-lich/

Eine Person, die sowohl hochbegabt (intellektuell, kreativ oder in spezifischen Bereichen) ist als auch eine oder mehrere Lernbesonderheiten, Beeinträchtigungen oder neurodivergente Eigenschaften aufweist.

Andy das Eichhörnchen, Maskottchen für NDlexicon

Andy sagt:

Stell dir vor, du hast einen Rennwagenmotor in einem Fahrzeug mit defekten Bremsen. Du kannst in manchen Bereichen unglaublich schnell sein, aber bei Dingen kämpfen, die anderen "leicht" erscheinen. Das ist 2e – brillant und herausgefordert zugleich!

Aktualisiert 2025-01-16
Quellen: Community Contributors
Bearbeitung vorschlagen

Detaillierte Erklärung

Zweifach außergewöhnlich, häufig als "2e" abgekürzt, beschreibt Menschen, die sowohl außergewöhnliche Fähigkeiten oder Hochbegabung als auch Lernbesonderheiten, Beeinträchtigungen oder neurodivergente Eigenschaften wie ADHS, Autismus, Legasthenie oder sensorische Verarbeitungsbesonderheiten besitzen. Diese doppelten Außergewöhnlichkeiten schaffen ein einzigartiges Profil, bei dem fortgeschrittene Fähigkeiten Herausforderungen maskieren können und Herausforderungen die Begabung verschleiern können.

Der Begriff umfasst eine breite Palette von Kombinationen:

  • Intellektuell hochbegabt mit ADHS
  • Kreativ begabt mit Autismus
  • Akademisch talentiert mit Legasthenie/LRS
  • Künstlerisch begabt mit sensorischen Verarbeitungsbesonderheiten
  • Mathematisch fortgeschritten mit Dysgraphie

2e-Personen erleben oft eine asynchrone Entwicklung, bei der ihre intellektuelle, emotionale, soziale und körperliche Entwicklung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten erfolgt. Dies kann zu Frustration führen, wenn ihre Leistung nicht ihrem Verständnis entspricht, oder wenn sie in komplexen Bereichen glänzen, während sie mit scheinbar einfachen Aufgaben kämpfen.

Community-Kontext

Die 2e-Community im deutschsprachigen Raum betont, dass sowohl die Begabungen als auch die Herausforderungen integrale Bestandteile der Identität der Person sind. Eltern und Pädagogen in der 2e-Community setzen sich für eine angemessene Identifikation und Unterstützung ein, die gleichzeitig sowohl die Hochbegabung als auch die Lernbesonderheiten adressiert.

Häufige Erfahrungen sind:

  • Zu hören bekommen, man "strenge sich nicht genug an", obwohl man härter arbeitet als Gleichaltrige
  • Die eigenen Beeinträchtigungen werden wegen der offensichtlichen Intelligenz nicht ernst genommen
  • Impostor-Syndrom sowohl in Hochbegabten- als auch in Behindertenräumen erleben
  • Schwierigkeiten, Bildungseinrichtungen zu finden, die sowohl fortgeschrittene Lernbedürfnisse als auch Unterstützungsanforderungen erfüllen können
  • Entwicklung von Angst oder Depression durch die ständige Diskrepanz zwischen Fähigkeit und Leistung

In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es spezialisierte Beratungsstellen (wie die DGhK - Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind) und zunehmend Schulen, die sich auf 2e-Schüler*innen spezialisieren. Die Community setzt sich stark für stärkenbasierte Ansätze ein, die Begabungen fördern und gleichzeitig Herausforderungen unterstützen.

Wissenschaftlicher Kontext

Forschung zeigt, dass 2e-Personen 2-5% der hochbegabten Population ausmachen, obwohl die Identifikation eine Herausforderung bleibt. Studien zeigen, dass die Interaktion zwischen Hochbegabung und Lernbesonderheiten einzigartige neurologische und psychologische Profile schafft, die sich von beiden Eigenschaften allein unterscheiden.

Wichtige Forschungsergebnisse:

  • Kompensationsstrategien können sowohl Hochbegabung als auch Beeinträchtigungen maskieren, bis die Anforderungen die Bewältigungsfähigkeiten übersteigen
  • 2e-Personen zeigen oft größere Variabilität in kognitiven Testergebnissen (z.B. im WISC-V oder K-ABC)
  • Exekutivfunktionsprobleme sind auch bei intellektuell hochbegabten 2e-Personen häufig
  • Sozial-emotionale Bedürfnisse sind oft komplexer aufgrund erhöhter Wahrnehmung in Kombination mit Verarbeitungsunterschieden

Im deutschsprachigen Raum wird die Diagnostik oft durch spezialisierte Begabungsdiagnostiker*innen durchgeführt, die sowohl Hochbegabung als auch Teilleistungsstörungen erkennen können.

Sprachliche Hinweise

Im Deutschen wird "zweifach außergewöhnlich" oder häufiger die englische Abkürzung "2e" verwendet. Alternative Begriffe sind "doppelt außergewöhnlich" oder "Hochbegabung mit Teilleistungsstörung", wobei letzterer eher defizitorientiert ist. Die Community bevorzugt "2e" oder "zweifach außergewöhnlich", da diese Begriffe beide Außergewöhnlichkeiten gleichwertig anerkennen. In der Schweiz wird gelegentlich auch "doppelt besonders" verwendet.

Verwandte Begriffe

Quellen

Hilf dabei, diesen Begriff zu verbessern

NDlexicon wird von der Community getragen. Deine Beiträge helfen dabei, Definitionen genauer und zugänglicher zu machen.